Vor Kurzem habe ich ein Posting einer jungen Musikerin gelesen, das mich sehr betroffen gemacht hat: die Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten ist - wie sie sagt - an unüberwindbaren Differenzen geplatzt. Jetzt stellt er nicht nur ungeheure finanzielle Forderungen an sie, sondern lässt auch noch ihre Songs sperren.
Ich kenne die Hintergründe und Details nicht, darum möchte ich nicht auf diesen konkreten Fall eingehen, aber ich kenne aus meiner Arbeit einige ähnliche Beispiele, in denen künstlerische oder organisatorische Differenzen dazu führen, dass Projekte, die mit großem Enthusiasmus begonnen wurden, einfach scheitern.
Und zwar nicht unbedingt wegen der Qualität des Projekts, und oft auch nicht wegen einzelnen Personen an sich - sondern wegen der Tücken, die eine enge Zusammenarbeit eben mit sich bringt. Menschen ticken verschieden, sie denken verschieden, sie haben verschiedene Ziele - und das kann, trotz aller anfänglicher Begeisterung füreinander und für ein gemeinsames Projekt durchaus zu Differenzen führen.
Nicht immer müssen diese schlimm enden - und es gibt auch einige recht einfache Mittel, um zu vermeiden, dass es überhaupt in eine allzu unangenehme Richtung geht. Genau das sind meine heutigen drei Impulse.
Was kannst du tun, um zu vermeiden, dass eine Zusammenarbeit mit einer oder mehreren Personen in einer Katastrophe endet - konkret, was kannst du tun, um ungerechte Forderungen zu vermeiden, wenn die Zusammenarbeit scheitert?
Vielleicht kennt ihr auch schon mein Video zu „Wie finde ich Partner°innen für mein Projekt?“ in dem es um genau das geht: wie du Partner für dein Projekt findest. Heute geht es darum: was wäre die nächste Schritte, damit so eine Partnerschaft kein negatives Ende findet?
Dazu ist zu sagen, dass du das natürlich nicht prinzipiell vermeiden oder verhindern kannst.
Leben und Arbeiten beinhaltet Risiken und ohne diese einzugehen, kann es wahrscheinlich auch keine herausragenden Ergebnisse geben.
Es gibt allerdings ein paar sehr einfache Möglichkeiten, um die Risiken in den meisten Fällen zumindest zu begrenzen.
Impuls Nr. 1
Halte schon relativ früh - zu Beginn der Zusammenarbeit - fest:
Was sind meine Hoffnungen - Erwartungen - Ziele?
Und zwar in genau dieser Reihenfolge:
Was sind meine Hoffnungen? Hoffnungen sind vage, sehr generell und unspezifisch: zum Beispiel „Ich möchte berühmt werden“ oder „Ich will einen Hit landen“ oder einfach „Ich will ein wunderschönes Album veröffentlichen“.
Hoffen kannst du natürlich vieles - erst durch spezifische Erwartungen kommen Hoffnungen langsam „auf den Boden“: “Ich erwarte mir, dass dieses Album 8 meiner besten Songs beinhaltet, dass sie verschieden aber doch zusammenpassend sind, …”.
Erst wenn die Erwartungen als konkrete Ziele definiert werden, lässt sich feststellen, ob sie überhaupt erfüllt werden können: „Die Aufnahmen sollen dort und dort stattfinden, an diesen Tagen, dafür müssen Texte und Musik bis zu diesem Datum fertig sein“, etc.
Ohne deine Hoffnungen, Erwartungen und Ziele nicht festzulegen, kannst du sie auch nicht mit deinen Partner°innen in diesem Projekt abstimmen - und damit bleibt von Anfang an alles verschwommen und verwaschen.
Natürlich wirst du deine Ziele und wahrscheinlich auch deine Erwartungen, vielleicht sogar deine Hoffnungen in der Zusammenarbeit, in den Gesprächen, die zum Projekt führen, mit den Zielen, Erwartungen der anderen abstimmen müssen - vielleicht sogar deine Hoffnungen - das ist ja genau der Reiz, etwas nicht alleine, sondern mit andern gemeinsam zu machen: dass dabei etwas herauskommt, was größer und besser ist, als es jede°r Einzelne erreichen kann.
Impuls No. 2
Haltet das, was ihr besprochen und erarbeitet habt - vor allem natürlich die konkreten Ziele - schriftlich fest.
Egal wie toll euere Gefühle füreinander und für das Projekt sind, egal wie groß eure Überzeugung ist, dass ihr genau die richtigen Partner°innen gefunden habt: eine schriftliche Abmachung schmälert das in keiner Weise sondern hilft, ganz im Gegenteil, diese anfängliche Euphorie festzuhalten und im besten Fall bis zum Ende des Projektes zu erhalten.
Das muss kein formaler Vertrag sein (obwohl es schon gute Gründe für gut aufgesetzte Verträge gibt) - in den meisten Fällen reicht eine formlose Zusammenfassung des Besprochenen, mit der alle Seiten einverstanden sind. Wenn dann jede und jeder auch noch seine Unterschrift darunter setzt, kann das auch ein schönes, feierliches Ritual sein, das denn Beginn einer tollen Zusammenarbeit einläutet.
Impuls No. 3
Legt in dieser Abmachung auch klare Etappen und Zwischenziele fest.
Auf diese Weise vermeidet ihr eine „Alles oder Nichts“ Situation: wenn die Zusammenarbeit trotz gemeinsamer Hoffnungen, Erwartungen und Ziele doch nicht funktionieren sollte und wenn das, was ihr schriftlich festgehalten habt, doch nicht eingehalten werden kann - dann habt ihr doch gemeinsam gewisse Etappen und Ziele erreicht und könnt zumindest darauf stolz sein und bei einer zukünftigen Zusammenarbeit bzw. einem neuen Projekt darauf aufbauen.
Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig dieser Schritt ist: vermeidet unbedingt „Alles oder Nichts“ Strategien. Überlegt euch, aus welchen Teilen euer Projekt besteht und was davon erhalten und auch später verwendet werden kann, selbst dann, wenn das Unternehmen per se nicht verwirklicht werden kann. Schafft Werte, die ihr später „upcyclen“ könnt, Teilbereiche, die für sich stehen können.
Besprecht das alles genau mit euren Projektpartnerinnen - auch, wer welche Rechte auf jedes einzelne Teilprodukt oder Teilergebnis hat und wer in welcher Weise an der Erfüllung dieser Etappen mitarbeitet.
Ich weiß, das klingt auf den ersten Blick kompliziert und vielleicht zu viel, um all das bereits zu Beginn einer noch gar nicht so klaren Zusammenarbeit zu berücksichtigen. Glaubt mir, es ist trotzdem besser DAS relativ früh auszuprobieren, als durch eine Katastrophe oder schreckliche Situation nach monate- oder gar jahrelangem Arbeiten “auf die harte Tour” zu lernen.
Sollte noch zu viel zu unklar sein, obwohl ihr schon mit der konkreten Zusammenarbeit beginnt, dann wäre es wahrscheinlich gut, gemeinsam mehr an der Klarheit arbeiten (was wahrscheinlich die bessere Variante ist) - oder zumindest gemeinsam die Unklarheiten festhalten und auch, bis wann ihr diese geklärt haben wollt.
Das waren also die heutigen 3 Impulse - ich bin schon sehr gespannt, wie es dir damit geht, welche du bisher schon berücksichtigt hast und welche du ab nun beachten möchtest.
Falls du Hinweise oder auch Fragen dazu hast, teile diese doch bitte in den Kommentaren unten - ich freue mich darauf und beantworte auch gerne eure Fragen.
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