Vor Kurzem hat jemand einen meiner Beiträge auf Facebook so kommentiert:
"Von Kunst leben können...? Krasse Ansage während Corona!".
Das hat mich ein wenig verwirrt. Wie war es wohl gemeint? Ironisch, kritisch, erwartungsvoll? Keine Ahnung.
Fest steht: Einfacher ist es natürlich nicht geworden. Im Gegenteil. Für die allermeisten Künstler°innen, egal welcher Sparte, ist das Virus - genauer gesagt: die Maßnahmen zu seiner Eindämmung - der absolute Supergau.
Abgesagte Auftritte, geschlossene Ausstellungen, gecancelte Projekte, kompletter Stillstand des kulturellen Leben im Außen.
Im "Innen", also in der Zurückgezogenheit der Quarantäne und des Lockdown haben natürlich viele, wohl die meisten, weitergetan. Geschaffen, geplant, aufgearbeitet, vorbereitet - für die Zeit danach und oft auch mit einem neuen Fokus:
Bewundernswert war, wie schnell und wie zahlreiche nun digitale Angebote geradezu aus dem Boden schossen.
...die meisten davon natürlich unbezahlt - aber darüber schreibe ich demnächst...
Nun, schön langsam, kommt auch die Außenwelt wieder in Bewegung, es gibt erste Richtlinien, wie Veranstaltungen durchgeführt werden können, Kulturorte öffnen wieder - aber ist der Schaden gut zu machen? Niemand weiß es.
Denn es geht ja nicht nur um die Kunst, Kultur, die Künstler°innen, sondern auch darum, dass COVID samt Maßnahmen und Folgen ja auch gewaltige Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft UND auf die Gesellschaft haben.
Jetzt und mit Sicherheit auch weiterhin: in den nächsten Monaten und vielleicht auch Jahren. Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, neue Verhaltensweisen, wohl auch viele neue Regeln und Gewohnheiten für das Miteinander.
Ist es also überhaupt zulässig, gerade jetzt weiterhin "von Kunst leben können" zum Thema zu machen?
Nun ist das aber MEIN Thema, und es geht mir ja genau darum: Kreativen und Künstler°innen Mut zu machen, ihren eigenen Weg zu gehen, nach Möglichkeiten zu suchen, von ihrer künstlerischen, kreativen Tätigkeit leben zu können, um sich dieser auch ganz und mit voller Hingabe widmen zu können. Und das TROTZ aller äußeren, aber auch inneren Hindernisse die sich in den Weg stellen.
Aber kann man es nicht trotzdem genau jetzt eigentlich vergessen: von Kunst leben zu wollen? Sicherlich, diejenigen, die es schon "geschafft" haben, die werden wohl auch weiterhin Aufträge erhalten, vielleicht weniger, vielleicht sogar mehr (je nach ihrem Thema) - aber:
Macht es für dich, wenn du bisher noch nicht von deiner Kunst leben kannst, denn Sinn, es genau jetzt überhaupt zu versuchen?
Oder: falls es schon mal (halbwegs, durchschnittlich oder sogar super) gelaufen ist, dir nun aber Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, alles gestoppt hat, du nun ohne Einkommen und ziemlich verzweifelt oder ratlos bist:
Sollst du aufgeben, dir etwas anderes suchen, abwarten, bis die allgemeine Lage besser wird?
Diese Fragen musst du dir natürlich selbst beantworten, du kannst diese auch nur selbst beantworten, denn wie du vielleicht aus meinen bisherigen Beiträgen weißt: einen allgemein passenden Schlüssel um "von Kunst leben können" habe auch ich nicht vorzuweisen. Und glaube auch nicht daran, dass es den gibt.
Sicherlich, ich habe mal vom "großen Geheimnis" gesprochen, und falls du dieses nicht kennst, dann rate ich dir, das entsprechende Video anzusehen. Aber ob es dir gelingt, mit Hilfe dieses "Geheimnisses" auch DEINEN Weg zu finden und von deiner Kunst leben zu können: das kannst nur du selbst herausfinden.
Wie wäre es aber, wenn ich dir sage: genau darum geht es!
"Der Weg ist das Ziel", das hast du sicherlich schon oft genug gehört. Ich sage:
Das Herausfinden, wie es geht, das ist bereits der Weg und das Ziel in einem - und ein wesentlicher Aspekt deines Lebens als Künstler°in, als Kreative°r.
Wenn du bereit bist, das zu akzeptieren, dann wird alles andere klarer und einfacher.
Achtung, allerdings: ich habe NICHT gesagt: wenn du bereit bist, zu akzeptieren, dass es eben schwer (oder gar unmöglich) ist, von Kunst zu leben!
Ganz im Gegenteil - meine Botschaft ist ja: es GEHT - wenn du es willst und wenn du bereit bist, nach Wegen zu suchen, WIE es geht.
Wie es FÜR DICH geht, darum geht's.
Von "leicht" war nie die Rede. Von "schwer" oder gar "geht nicht" aber auch nie. Es ist und bleibt immer dein Weg, deine Suche, und - hoffentlich - die Freude und die Aufregung und die Begeisterung darüber, sich auf diesen Weg zu begeben.
Corona, Covid-19, der Virus und seine Folgen für Kunst und Kultur sind aus diesem Blickwinkel nur ein weiterer, neuer Abschnitt auf diesem, deinem Weg.
Ein steiniger Abschnitt, vielleicht. Möglicherweise liebst du aber auch Steine und findest Wege, aus diesen Steinen etwas zu schaffen.
Vielleicht bringt dieser Abschnitt aber auch Überraschungen und positive Gelegenheiten, wer weiß? Ja genau: wer weiß es? Nur diejenigen werden es wissen, die diesen Weg gehen. Die anderen werden es nie erfahren - oder bestenfalls nur vom Hörensagen.
Wie sollst du also nun also konkret tun?
Egal in welcher Phase deines Weges du dich befindest, frage dich:
1 - Was genau ist jetzt, durch die COVID-Maßnahmen anders geworden?
Das können natürlich ganz konkrete, nicht umkehrbare Schäden sein, wie z.B. abgesagte Auftritte, Ausstellungen, Projekte, etc. die echte, reale Einnahmen produziert hätten und die nun weggefallen sind.
Das ist in jedem Fall bitter und hier geht es in erster Linie darum, möglichst viel davon zu "retten": was kann zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, was kann wieder aufgenommen werden, welche anderen Projekte kannst du statt dessen an Land ziehen?
Dann gibt es natürlich auch die subjektive Einschätzung: "Jetzt kauft doch keiner mehr Kunst", "Niemand traut sich zu planen", etc.
Hier ist die Frage, wie immer: ist das wirklich wahr? Was kannst du konkret, aufgrund deiner eigenen Erfahrung sicher wahrnehmen - und wie reagierst du darauf?
Was ist also anders geworden - und was sind deine Reaktionen auf diese neue Situation?
2 - Welche neuen Möglichkeiten gibt es, die vorher nicht da waren?
Das kann von Fördermöglichkeiten, Stipendien über Aufträge, die direkt mit dem Virus oder der Krise zu tun haben, alles Mögliche sein. Hier geht es darum, deine Kreativität nicht nur für deine Kunst selbst, sondern auch für die eventuelle Neuausrichtung deines Schaffens einzusetzen:
Wie kannst du das, was jetzt neu ist, für dich nutzen und in deine eigene Arbeit einbringen?
3 - Was ist meine langfristige Perspektive?
Mit oder ohne Corona: ohne ein Ziel, auf das du zugehst, ist es schwierig festzustellen, ob du überhaupt auf dem richtigen Weg bist. Je längerfristig die Perspektive, desto nebensächlicher wird die aktuelle Situation. Wer den gesamten Weg als Maß nimmt, für den sind die einzelnen Abschnitte - ja, eben Abschnitte, nichts weiter.
Natürlich gilt das nur, wenn das unmittelbare "Überleben" gesichert ist, wenn du also deine Miete, dein Essen, deine anderen Ausgaben bestreiten kannst. Diese Hürde ist aber ohnehin und immer zu nehmen, sie wird durch die augenblickliche Situation vielleicht etwas höher, aber vorhanden ist sie immer und zu jeder Zeit.
Mit ein wenig Glück - und gesellschaftspolitischem Einsatz - ist es vielleicht umgekehrt: wenn die aktuelle Krise ein Grundeinkommen für Kunstschaffende bringt, wäre die Hürde des "Überlebens" sogar leichter zu überwinden als davor.
Diesbezüglich können wir nur hoffen und uns mit allem Elan dafür einsetzen - wissend, dass dies aber nur ein, der grundlegendste Schritt ist. Denn "von Kunst leben" ist zwar ein Ziel, aber weder das einzige, noch das ultimative - es ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum Leben von und mit deiner Kunst, aber "Kunst ° Leben ° Können" bedeutet natürlich noch wesentlich mehr.
Dazu aber - ja, eben mehr - in einem der nächsten Posts...
Ich bin schon gespannt, was du zu diesem hier sagst und freue mich auf deinen Beitrag in den Kommentaren!
Dein & euer
💐 👉 Das Bild zu diesem Beitrag ist ein Ausschnitt eines neuen Graffiti der beiden Künstler Markus Wesenauer und Christoph Lettner (die zusammen das Duo Twooo bilden) auf dem Zaha Hadid Haus in Wien: @__twooo__ / @max_art_design / @lettos_creates
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