Letztens hat eine Teilnehmerin des art!up | Campus gemeint, dass sie gerne etwas “Nützliches” im Leben tun möchte.
Wir haben dann eine Weile darüber diskutiert, was denn “nützlich” ist und wie man das feststellen kann.
Schließlich aber kam die Frage auf: warum eigentlich?
Warum fühlen wir uns dazu getrieben, “Nützliches” zu tun?
Was, wenn es vollkommen in Ordnung wäre, dein Leben mit absolut unnützen Dingen zu verbringen?
Was, wenn die Rolle mancher Menschen in dieser Gesellschaft genau diese wäre: befreit zu sein vom Drang zur Nützlichkeit?
Ich habe dann eine Geschichte erzählt, die mir in solchen Situationen immer wieder einfällt. Sie hat mit meiner Vergangenheit als Biologe zu tun (dazu ein anderes Mal mehr).
Die Geschichte handelt von Krähen. Gerade im Winter sieht man sie zu hunderten in der Stadt aber auch auf den Feldern.
Wenn du dich einer solchen Gruppe von Krähen näherst, wird es immer welche geben, die sitzen bleiben und dich neugierig ansehen.
Andere aber werden sich vorsichtig entfernen, weghüpfen und dich skeptisch im Auge behalten.
Nach außen hin scheinen alle Krähen gleich oder zumindest ähnlich zu sein.
Vom Wesen her aber sind sie Individuen: manche mutig, manche neugierig, manche vorsichtig, manche feige.
Man könnte meinen, die Evolution hätte einen bestimmten Typus Krähe bevorzugt: vielleicht siegen ja die Mutigen öfters, vielleicht überleben die Vorsichtigen besser.
So ist es aber nicht.
Was die Evolution im Fall der Krähen belohnt, ist die Vielfalt: gerade WEIL sie unterschiedlich sind, als Individuen unterschiedlich reagieren, haben sie als Gesamtheit, als Art überlebt und waren damit auch ziemlich erfolgreich.
Sonst gäbe es nicht so viele Krähen in so vielen Gegenden.
Manchmal gewinnen die Mutigen, manchmal bezahlen sie aber auch mit ihrem Leben.
Manchmal kommen die Feigen nicht zur Futterquelle, dafür überleben sie aber in gefährlichen Situationen.
Die Krähengesellschaft braucht alle diese unterschiedlichen Typen, keine ist per se “besser”.
Die menschliche Gesellschaft ist nicht anders.
Es mag manchmal so aussehen, als wären bestimmte Typen die “Gewinner” - aber darum geht es gar nicht.
Es geht, aus Sicht der Gesellschaft, um die Vielfalt der Rollen.
In der Vielfalt liegt die Stärke.
Genau das wird in uniformen (faschistischen?) Gesellschaftsmodellen oft übersehen.
Wenn alle gleich sind, dann birgt das Gefahr - die Gesellschaft wird zur Monokultur.
Zuviel Gleichheit gefährdet das Ganze.
Je größer die Bandbreite, desto besser ist die Gesellschaft aufgestellt.
“Buntheit” ist nicht nur schön, sondern nützlich und notwendig.
Im Unnützen liegt also auch ein Nutzen.
Deshalb: wenn du “Nützliches” tun willst, und nicht weißt, was das sein kann - dann versuche es mal mit nicht Nützlichem.
Versuche so unnütz wie nur irgendwie möglich zu sein, entdecke das nicht Nützliche in dir und in allem rund um dich herum.
Keine Ahnung, ob dir diese Geschichte etwas nützt.
Vielleicht ist auch sie vollkommen unnütz.
Vielleicht ist sie aber auch unnütz für dich und für jemanden anders nützlich - auch da kommt die große Bandbreite in Spiel.
Die Bandbreite meiner Leser°innen.
Manche mögen auf der Suche nach Nützlichem sein, andere könnten sich an Unnützem erfreuen.
Einige könnten das Nachdenken über Unnützes als nützlich empfinden, andere vielleicht das Gegenteil.
Öfters jedenfalls kann ich dieses Wort heute nicht mehr hören und auch nicht mehr schreiben, darum höre ich jetzt auf 😎.
Ich wünsche dir eine nützliche oder auch eine unnütze Woche, ganz nach deiner Lust und Laune!
PS: Schreibe mir doch unten in den Kommentaren ein paar Zeilen zu DEINEN Gedanken über Nützliches und Unnützes in deinem Leben - ich würde mich freuen!
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