Soll ich mich spezialisieren?

Auf Youtube schreibt eine Keramik-Künstlerin unter einem meiner Videos, dass ich mich auf eine bestimmte "Sorte Künstler" spezialisieren sollte, denn "Tipps für alle sind Tipps für keinen":

"Ich finde es schwierig alle Künstler über einen Kamm zu scheren. Eine spezifischere Positionierung auf eine Sorte Künstler wäre sinnvoll. Sich als Musiker zu verkaufen ist doch etwas anderes, als ein freischaffender Künstler. Ich wünsche mir viel spezieller zugeschnittene Tipps. Ich glaube art!up würde von einer konkreteren Positionierung profitieren. Tipps für alle sind Tipps für keinen.”

 

Das hat mir zu denken gegeben.

Soll ich mich spezialisieren?

Denn im Prinzip hat sie natürlich recht - und es deckt sich ja auch mit dem, was ich selbst als Coach empfehle:

Dich zu spezialisieren erhöht die Wirkung dessen, was du tust.

Das gilt für alle Bereiche, nicht nur für die Kunst.

[NEU: Du kannst diese Folge jetzt auch als Podcast 🎧 hören]

Aber das ist auch genau der Punkt: es gibt eben Regeln, Strategien und Erkenntnisse, die nicht nur für eine bestimmte Gruppe gelten, sondern sich sehr allgemein auf unterschiedlichste Bereiche anwenden lassen.

Die mehr oder minder allgemeingültig sind, auch wenn sie in jedem Genre dann natürlich eine spezifische Ausformung annehmen können.

Ich möchte daher heute einerseits über meine Rolle und mein Selbstverständnis als Künstlercoach sprechen, andererseits aber auch eine Brücke schlagen zu dem, was ihr als Künstler°innen tut.

Wir werden also heute das Thema der “Spezialisierung” aus zwei Blickwinkeln betrachten - aus der Coaching und aus der Künstlerperspektive und es so hoffentlich besser ausleuchten.

Wie immer tue ich das in Form von 3 Impulsen zu diesem Thema, die sich jeweils einem Aspekt widmen, unter dem wir uns der Frage der Sinnhaftigkeit von Spezialisierung nähern können.

Soll ich mich also spezialisieren?

Und sollst DU, als Künstler°in, als Kreative°r dich spezialisieren?

Impuls No. 1:

Spezialisierung macht Sinn

Grundsätzlich: Ja - Spezialisierung macht im Prinzip Sinn.

Vor allem dann, wenn es um Aspekte geht, die ausschließlich in einem bestimmten Bereich vorkommen, macht es Sinn, sich auf diese Aspekte zu fokussieren und darin immer besser und besser zu werden.

Möglicherweise sogar in nur einem einzigen Aspekt, der dich dann über alle anderen hinausragen lässt.

Worin kannst du Einzig-Artig werden?

Du könntest dir überlegen: was von dem, was ich mache, könnte ich so perfektionieren oder worin könnte ich mich so spezialisieren, dass ich darin die Allerbeste werde - in meiner Umgebung, in meiner Region, in meiner Branche, in meinem Land, ja vielleicht sogar weltweit.

Warum nicht?

Du könntest dich so weit spezialieren, dass du darin der einzige bist, der das weltweit überhaupt macht. Das ist durchaus ein denkbarer Zugang!

Man nennt dieses Konzept Blue Ocean Strategy: sich der Konkurrenz entledigen, indem man etwas vollkommen Einzigartiges macht.

Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit zu generalisieren und zu schauen:

👉 Was funktioniert eigentlich nicht nur bei den einen, sondern auch bei den anderen?

👉 Was lässt sich verallgemeinern?

👉 Was lässt sich übertragen?

Impuls No. 2:

Querdenken bringt Erkenntnisse

Oft ist es genau dieses Quer-Denken, dass uns neue Erkenntnisse und auch neue Methoden beschert. Wenn wir unseren begrenzten Blickwinkel über unseren eigenen Bereich hinaus ausdehnen und bewusst nach Lösungen suchen, die in einem ganz anderen Umfeld erfolgreich waren.

Was davon könnten wir dann auf unsere eigene Sache übertragen - und wie?

Das ist natürlich ein Spagat, ganz klar.

Denn - um jetzt meinen Bereich als Beispiel zu nehmen - sehe ich einerseits "Experten" die mit einer allgemeinen Strategie daherkommen und diese nun auf alle möglichen Anwendungsfällle drüberstülpen möchten. Zum Beispiel Marketingexperten aus der Wirtschaft, die ihre Erfahrungen 1:1 auf Kunst und Kultur übertragen möchten.

Das kann natürlich nicht funktionieren. Aber es bedeutet auch nicht, dass diese Strategien überhaupt nicht funktionieren würden und dass wir in Kunst und Kultur unsere eigenen Methoden komplett von Null auf neu erfinden müssen.



Wie kannst du das, was anderswo funktioniert, optimal auf das übertragen, was du machst?

Es bedeutet lediglich, dass eine unserer Aufgaben darin besteht, zu sehen, wir wir Dinge, die anderwo gut laufen, auf das, was wir tun optimal übertragen könnten.

Das kann klappen, oder auch nicht - das herauszufinden ist eben Teil des Jobs!

Letztlich führt es zu mehr Offenheit und einer breiteren Lern-Haltung. Nicht nur: was machen andere aus meinem Bereich (und das kopiere ich dann) - sondern: was machen andere außerhalb meiner Blase - und was davon könnte auch für mich anwendbar sein - und wie?

Nur so lassen sich neue, originelle und einzigartige Lösungen finden! Solche, die herausstechen, weil sie eben anders sind als das, was alle machen.

Und damit sind wir auch schon wieder bei deinem Feld und deiner Arbeit und bei deinen Überlegungen, auf welche Weise du dich spezialisieren - sprich: wie du aus der Masse herausragen kannst.

Wie immer, ist dies leichter gesagt, als getan.

Impuls No. 3:

Auswahl und Spezialisierung sind immer subjektiv

Eines der Hauptprobleme unserer Zeit ist die absolute Überfütterung mit Information.

Wir müssen das, was wir wissen wollen, nicht mehr recherchieren, es strömt permanent und ungefragt auf uns ein. Die Herausforderung liegt darin, unter all dem, was uns permanent vorgesetzt wird, die richtige Auswahl zu treffen.

Diese Auswahl kann nur subjektiv sein.

Ab einer gewissen Anzahl von Informationen ist eine objektive "beste" Entscheidung gar nicht möglich.

Ich kann sagen, welche von 3 Marmeladen mir am Besten schmeckt, aber es ist unmöglich zu sagen, welche von 100 Sorten "die beste" ist.

(Über dieses Thema werde ich an anderer Stelle noch mehr schreiben - es gilt nämlich auch für die Auswahl durch eine Jury, bei Einreichungen und Bewerbungen, überall dort wo wir uns fragen: "Warum haben sie nicht mich bzw. mein Projekt genommen". Dazu eben später mal mehr!

Wenn wir also keine objektive Auswahl treffen können, dann sollten wir uns auf unsere Intuition verlassen: Was spricht mich an?

Welche Botschaft, welcher Impuls - egal aus welchem Bereich, nicht nur der Kunst - spricht mich an. Und warum?

Was genau ist, es, das den "Trigger" bei mir auslöst, also meine Knöpfe drückt?

Das herauszufinden könnte genau die Spur legen zu den Ideen, Methoden und Strategien, die ich selbst anwenden sollte - weil sie zu mir passen, weil sie mich selbst angesprochen haben.


Finde heraus was zu dir passt - was deinem Wesen, deiner Art und deiner Arbeit entspricht.

Und hier schließt sich der Kreis: es geht immer und wahrscheinlich vor allem um das, was DU selbst tun möchtest, was zu dir passt, was deinem Wesen, deiner Art und deiner Arbeit entspricht.

DAS ist übrigens auch der Grund, warum ich selbst mich nicht auf eine bestimmte "Sorte Künstler°innen" spezialisiere: weil ich es ganz einfach mag, mit verschiedenen Menschen aus verschiedenen Bereichen zu arbeiten, zu sehen, was sie jeweils machen.

Weil es mir Freude macht, mit so vielen verschiedenen Menschen und ihren jeweiligen künstlerischen Ausdrucksformen in Kontakt zu kommen.

Weil ich genau diese "Grenzüberschreitungen", das "aus der Bahn denken", die Querverbindungen am Allerspannendsten finde!

Das ist eben mein Wesen, meine Art und daher auch meine Art zu arbeiten. Auch, wenn etwas anderes (nämlich mich auf eine bestimmte Art von Künstler°innen zu spezialisieren) möglicherweise “sinnvoller” wäre.



Sinn-voll ist, was Sinn ergibt. Sinn ergibt sich immer von innen, nie von außen.

Es ist aber nicht Sinn-voller, weil Sinn sich immer von Innen und nie von außen ergibt.

Was nicht heißt, dass ich mich nicht trotzdem fokussiere - denn ich bin davon überzeugt, dass Fokus die allerwichtigste Komponente ist, um voran zu kommen.

Allerdings fokussiere ich mich nicht auf ein bestimmtes Genre, sondern auf eine bestimmte Gruppe, egal aus welchem Genre sie kommt - nämlich auf jene Künstler°innen, die tatsächlich etwas erreichen wollen mit ihrer Kunst.

Die sich bewegen wollen, sichtbar sein wollen, die Kunst, Leben und Können miteinander verbinden möchten.

Für die bin ich da und für sie - für euch, für dich - werde ich weiterhin all das teilen, von dem ich denke, dass es dir - egal aus welchem Bereich du kommst - weiterhelfen und dir wichtige Impulse geben kann.

Eine Möglichkeit dazu ist der art!up Campus - dort findest du eine Gruppe von Gleichgesinnten - aus vielen unterschiedlichen Genres - in dem wir genau diese Querverbindungen herstellen und Sinn-volle Spezialisierungen für jede und jeden Einzelnen herausarbeiten und ich unterstütze dich persönlich dabei

Selbstverständlich gibt es zu diesem Thema weitaus mehr als nur diese 3 Aspekte zu sagen. Deshalb würde mich interessieren: was wäre denn ein Impuls den du noch hinzufügen würdest?

Schreib es uns doch unten in die Kommentare und hinterlasse gerne auch eine positive Bewertung auf Apple Podcast, Google Podcast, Spotify, Youtube oder wo auch immer du meine art!up Impulse regelmäßig hörst, siehst oder liest.

Ich freue mich, von dir zu hören!

Dein und euer

 

Jetzt bist du an der Reihe

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  • Was nimmst du dir mit und wie möchtest du es konkret anwenden?

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